4  Hemmnisse

Die Innovationshemmnisse für alle Unternehmen der Periode 2020–2022 sind in Abbildung 4.1 dargestellt. Wie auch in den vergangenen Umfragen sind die hohen Kosten das wichtigste Innovationshemmnis. Das zweitwichtigste Innovationhemmnis ist neu der Mangel an Fachkräften. Dies ist im Einklang mit der allgemeinen Diskussion in der Schweiz über ein Fehlen an qualifizierten Arbeitskräften. Da Innovation hochqualifiziertes Personal benötigt, schlägt der Mangel an Fachkräften hier besonders durch. An dritter Stelle befindet sich neu das Innovationshemmnis Bauvorschriften/Raumplanung. Neben der Umweltgesetzgebung, welche an neunter Stelle kommt, ist es das einzige wichtige Hemmnis, das direkt den Staat und die Regulierung betrifft. Das viertwichtigste Hemmnis sind die fehlenden Eigenmittel. Die hohen Kosten von Innovationen müssen aufgrund des hohen Risikos in der Regel vom Unternehmen aus Eigenmitteln finanziert werden. Die fehlenden Fremdmittel haben sich weiter nach unten bewegt. Der Zugang zu Krediten scheint kein zentrales Innovationshemmnis mehr zu sein. Ebenfalls ein Finanzierungselement beinhaltet das fünftwichtigste Hemmnis: die lange Amortisationsdauer. Bis Innovationen sich für das Unternehmen finanziell lohnen, kann sehr viel Zeit vergehen. Diese Zeit nützen konkurrierende Unternehmen, um Imitationen auf den Markt zu bringen, welche die Gewinnmargen der «first-mover» (Unternehmen, die zuerst eine Innovation auf den Markt bringen) senken. Dies verkürzt den Produktlebenszyklus und damit die Zeit, in der die Innovationskosten durch Erträge gedeckt werden können, und intensiviert den Innovationswettbewerb. Das fünft- und sechstwichtigste Innovationshemmnis sind die spezifischeren Indikatoren Mangel an F&E-Personal und der Mangel an EDV Personal. Von den sechs wichtigsten Innovationshemmnissen betreffen drei die Kosten und drei den Mangel an Fachkräften. Potenzielle Förderinstrumente müssen also nicht nur die Kostenseite der Unternehmen angehen, sondern auch den Zugang zu Fachkräften erleichtern. Dies könnte beispielsweise über den weiteren Ausbau der Innosuisseförderung erreicht werden, welche explizit den Zugang zu qualifiziertem Personal von Seiten der Hochschulen fördert. Die leichte Kopierbarkeit, das hohe technische Risiko und das hohe Marktrisiko sind weitere wichtige Hemmniskategorien; sie sind typische Probleme des Innovationsprozesses. Insbesondere die leichte Kopierbarkeit erhöht das Risiko einer erfolgreichen Kommerzialisierung von Innovationen, zumal Konkurrenzprodukte schnell auf den Markt kommen. Dies erhöht den Preisdruck auf inkrementelle Innovationen und macht radikalere Innovationsvorhaben schwieriger und riskanter.

Innovationshemmnisse

Abbildung 4.1: Vergleich Hemmnisse

Siehe Tabelle 66 für die Daten.

Die Abbildung 4.2 bis Abbildung 4.6 zeigen die Innovationshemmnisse über den Zeitraum 2012–2014 bis 2020–2022. Die Hemmnisse sind nach den Kategorien Kosten und Risiken, Finanzen, Personal, Information und Regulierung gruppiert. Bei den Kosten und Risiken sehen wir in Abbildung 4.2, dass die hohen Kosten für Innovation über die Zeit konstant das wichtigste Innovationshemmnis darstellen. Die lange Amortisationsdauer, die leichte Kopierbarkeit, das hohe Marktrisiko und das hohe technische Risiko fluktuieren etwas über die Zeit. Es bewegen sich aber alle vier auf einem ähnlichen, deutlich tieferen Niveau als die hohen Kosten. In der neusten Periode 2020-2022 sind zudem alle Innovationshemmnisse dieser Kategorie leicht gesunken. Die Finanzen in Abbildung 4.3 zeigen einen stabilen zeitlichen Verlauf. Die relative Wichtigkeit von fehlenden Eigenmitteln, fehlenden Fremdmitteln und Steuern hat sich über die Zeit kaum verändert. In der neusten Periode sind alle drei jedoch ebenfalls zurückgegangen. Stark angestiegen über die Zeit ist das Innovationhemmnis Mangel an Fachkräften in Abbildung 4.4. Dieser hat sich nach einem Tiefstand von 5.2% in 2014–2016 bis 2018–2020 auf 12.9% mehr als verdoppelt. Etwas weniger stark angestiegen sind die spezifischeren Kategorien Mangel an F&E-Personal und Mangel an EDV-Personal. Die informationsbezogenen Innovationshemmnisse in Abbildung 4.5 sind hingegen die am wenigsten wichtige Kategorie. Über die Zeit haben die einzelnen Hemmnisse dieser Kategorie sogar noch ein wenig an Wichtigkeit eingebüsst, insbesondere die fehlende Marktinformation. Abbildung 4.6 zeigt, dass auch staatliche Regulierungen über den gesamten Beobachtungszeitraum nicht besonders zentrale Innovationshemmnisse waren. Hervorzuheben sind hier jedoch die Bauvorschriften/Raumplanung, deren Bedeutung über die Zeit stark zugenommen hat, so dass sie am aktuellen Rand das drittwichtigste Hemmnis darstellen. Auch die Umweltgesetzgebung hat im Zeitverlauf an Bedeutung gewonnen. Generell ist jedoch festzustellen, dass staatliche Regulierungen - mit Ausnahme der Bauvorschriften/Raumplanung - vergleichsweise kein wesentliches Hemmnis für die Innovationsprozesse der Schweizer Unternehmen darstellen.

Abbildung 4.2: Hemmnisse Kosten und Risiken
Abbildung 4.3: Hemmnisse Finanzen
Abbildung 4.4: Hemmnisse Personal
Abbildung 4.5: Hemmnisse Information
Abbildung 4.6: Hemmnisse Regulierung

Siehe Tabelle 67, Tabelle 68, Tabelle 69, Tabelle 70 und Tabelle 71 für die entsprechenden Daten.