3  Innovationsindikatoren

3.1 Einleitung

Die in der Umfrage enthaltenen Innovationsindikatoren sind nach den verschiedenen Phasen des Innovationsprozesses gegliedert. Wir unterscheiden dabei die Phase des innovativen «Inputs» von der Phase des innovativen «Outputs». Die Indikatoren der Input-Phase beschreiben die Anstrengungen einer Unternehmung, innovative Produkte und Dienstleistungen hervorzubringen. Die Indikatoren der Output-Phase hingegen beschreiben die Ergebnisse der Innovationsanstrengungen, beispielsweise in Form des Umsatzanteils innovativer Produkte und Dienstleistungen. Abbildung 3.1 stellt die im Bericht verwendeten Innovationsindikatoren schematisch dar. Die genauen Definitionen der einzelnen Indikatoren sind im Fragebogen, welcher der Studie angehängt ist, ersichtlich. Bei der Darstellung wird besonderes Gewicht auf die zeitliche Entwicklung der einzelnen Indikatoren gelegt. Sofern vorhanden, wird deren Entwicklung seit dem Jahr 1999 grafisch dargestellt. Die qualitativen Indikatoren beziehen sich auf die Dreijahresperioden 1997–99, 2000–02, 2003–05, 2006–08, 2009–11, 2010–12, 2012–14, 2014–2016, 2016–2018, 2018–2020 und 2020-2022. Die quantitativen Indikatoren beziehen sich auf die Jahre 1998, 2001, 2004, 2007, 2010, 2012, 2014, 2016, 2018, 2020 und 2022. Die Angaben werden durchwegs gewichtet, um ein repräsentatives Bild für die gesamte Schweiz zu erhalten (siehe Erklärung im Appendix).

Abbildung 3.1: Innovationsinput und Innovationsoutput

In Kapitel Kapitel 3.4 werden die Innovationsindikatoren nach verschiedenen Teilsektoren dargestellt. Diese sind Hightech-Industrie, Lowtech-Industrie, Moderne Dienstleistungen und Traditionelle Dienstleistungen. Die NOGA08 Codes für die einzelnen Branchen finden sich in den Tabellen im Appendix. Die vier Teilsektoren setzten sich dabei aus den folgenden Branchen zusammen:

Hightech-Industrie: Chemie, Pharma, Maschinenbau, Elektrotechnik, Elektronik/Instrumente, Medizinaltechnik, Fahrzeuge, Uhren

Lowtech-Industrie: Nahrungsmittel, Textil/Bekleidung, Holz, Papier, Druck, Kunststoffe, Steine & Erden, Metallherstellung, Metallerzeugnisse, Reparatur, Sonstige Industrie, Energie, Wasser/Umwelt

Moderne Dienstleistungen: Banken/Versicherungen, Informationstechnologie, Medien, Telekommunikation, technische (inkl. F&E) und nichttechnische unternehmensnahe Dienstleistungen

Traditionelle Dienstleistungen: Gross- und Detailhandel, Gastgewerbe, Verkehr/Logistik, Immobilien/Vermietung, persönliche Dienstleistungen

3.2 Gesamtwirtschaft

Nachdem der Anteil der Unternehmen mit F&E-Aktivitäten im Inland in der Periode 2018-2020 erstmals seit dem Jahr 2000 zugenommen hatte, sank er in der neusten Periode 2020-2022 wieder von 15.3% auf 13.2%. Er ist jedoch immer noch höher als auf dem Tiefpunkt der Zeitreihe in der Periode 2016-2018 mit 12.3%. Im historischen Vergleich hat sich der Anteil der Unternehmen mit F&E-Aktivitäten also zumindest über dem Tiefpunkt von vor 4 Jahren stabilisiert. Während sich der Anteil der Unternehmen mit F&E-Aktivitäten im Ausland über den gesamten Zeitraum bei ca. 3% bewegt hat, zeigt der Anteil der Unternehmen mit externen F&E-Aktivitäten eine U-förmig Entwicklung. Dieser ist seit dem Tiefpunkt in der Periode 2014-2016 von 7.0% auf in der neusten Periode 9.4% angestiegen. Die Unternehmen haben also den Rückgang bei den internen F&E-Aktivitäten im Inland teilweise mit externen F&E-Aktivitäten im In- und Ausland kompensiert. Dies zeigt sich auch beim kombinierten Indikator F&E ja/nein, welcher sich aus den drei Indikatoren zusammensetzt und in der neusten Periode mit 15.4% deutlich über die F&E-Aktivitäten im Inland hinausgegangen ist (Abbildung 3.2).

Der Anteil der F&E-Ausgaben am Umsatz ist 2022 mit 2.4% auf dem Niveau der beiden Vorperioden praktisch konstant geblieben. Während die F&E-Ausgaben am Umsatz vom Jahr 2001 bis zum Jahr 2018 deutlich angestiegen sind, haben sie sich mittlerweile auf hohem Niveau stabilisiert. Zumal der Anteil der F&E-aktiven Unternehmen in der jüngsten Periode zurückgegangen ist, hat die Konzentration der F&E-Ausgaben also wieder etwas zugenommen. Die F&E-Ausgaben verteilen sich somit wieder auf eine niedrigere Anzahl F&E-aktiver Unternehmen.

Der Anteil der Unternehmen mit Produkt- oder Prozessinnovationen ist in der Periode 2020-2022 zum ersten Mal seit 2014-2016 gesunken, und zwar von 41.8% auf 35.7%. Die für den Zeitraum 2018-2020 noch erkennbare Trendwende hat sich somit nicht bestätigt. Der Anteil der Unternehmen mit Produkt- oder Prozessinnovationen liegt in der neuesten Periode aber immer noch deutlich über dem Tiefpunkt von 2014-2016 mit 31.3%. Der Rückgang ist vor allem auf die Produktinnovationen zurückzuführen, deren Anteil an allen Unternehmen von 31.7% auf 24.3% gesunken ist. Die Prozessinnovationen sind hingegen nur leicht zurückgegangen.

Der Anteil der Unternehmen mit Patenten ist in der neusten Periode 2020–2022 gleich geblieben bei 2.7%. Nachdem sich dieser Anteil seit dem Beginn der Beobachtungsperiode konstant verringert hat, hat er sich mittlerweile auf einem eher tiefen Niveau stabilisiert. Nur ca. 10% der Unternehmen mit Produktinnovationen schützen ihre Erfindungen durch Patente.

Der Umsatzanteil mit innovativen Produkten und Dienstleistungen ist 2020–2022 von 30.2% auf 31.1% leicht gestiegen. Der Umsatzanteil innovativer Produkte und Dienstleistungen befindet sich seit 2001 immer zwischen 30% und 35%. Somit bewegt er sich auch in der neusten Periode immer noch am unteren Rand dieser langjährig stabilen Entwicklung. Während der Umsatzanteil neu für die Firma sich leicht erhöht hat, hat sich der Umsatzanteil neu für den Markt von 3.2% auf 2.6% weiter verringert. Der Rückgang des Umsatzanteils mit innovativen Produkten und Dienstleistungen ist also auf Innovationen neu für den Markt zurückzuführen. Letztere sind dabei erneut auf einen historischen Tiefststand gefallen.

Der Anteil der Unternehmen mit Kosteneinsparungen aufgrund von Prozessinnovationen ist in der neusten Periode 2020–2022 von 32.7% auf 35.8% angestiegen. Der Anteil der Kostenreduktionen an den Produktionskosten ist ebenfalls leicht gestiegen von 2.7% auf 2.9%. Nachdem der Kostendruck für die Unternehmen seit 2014-2016 stark abgenommen hatte, ist er nun wieder gestiegen.

Abbildung 3.2: Gesamtwirtschaft F&E Aktivitäten
Abbildung 3.3: Gesamtwirtschaft Umsatzanteil F&E-Ausgaben
Abbildung 3.4: Gesamtwirtschaft Innovationen
Abbildung 3.5: Gesamtwirtschaft Patente
Abbildung 3.6: Gesamtwirtschaft Umsatzanteil Innovationen
Abbildung 3.7: Gesamtwirtschaft Kostenreduktionen

Siehe Tabelle 1, Tabelle 3, Tabelle 4, Tabelle 5, Tabelle 6 und Tabelle 7 für die entsprechenden Daten. Siehe Tabelle 2 für die Standardfehler der Unternehmen mit F&E-Aktivitäten.

3.3 F&E und Multifaktorproduktivität

In Abbildung 3.8 und Abbildung 3.9 vergleichen wir den zeitlichen Verlauf der F&E-Aktivitäten und der F&E-Ausgaben mit der Multifaktorproduktivität in der Schweiz. Während der Anteil der Unternehmen mit F&E-Aktivitäten negativ mit der Multifaktorproduktivität korreliert, sehen wir einen sehr ähnlichen Verlauf zwischen dem Umsatzanteil der F&E-Ausgaben und der Multifaktorproduktivität. Aus Abbildung 3.8 können wir ableiten, dass der Niedergang der F&E-Aktivitäten den Anstieg der Multifaktorprodukivität zumindest nicht aufgehalten hat. Abbildung 3.9 legt nahe, dass sie zu einem Teil durch die steigende Intenstität der F&E-Ausgaben getrieben sein könnte. Die Konzentration höherer F&E-Ausgaben auf immer weniger Firmen verunmöglicht daher eine steigende Multifaktorproduktivität und damit zusammenhängende steigende Wettbewerbsfähigkeit nicht.

Abbildung 3.8: Gesamtwirtschaft - Multifaktorproduktivität und F&E-Aktivitäten
Abbildung 3.9: Gesamtwirtschaft - Multifaktorproduktivität und Umsatzanteil F&E-Ausgaben

Siehe Tabelle 8 und Tabelle 9 für die entsprechenden Daten.

3.4 Teilsektoren

3.4.1 F&E-Aktivitäten

In der neusten Beobachtungsperiode 2020–2022 ist der Anteil der Unternehmen mit F&E-Aktivitäten im Inland in der Gesamtwirtschaft zurückgegangen. Dieser Rückgang umfasst ausser der Hightech-Industrie alle Teilsektoren. Insbesondere die Lowtech-Industrie verzeichnet mit einem Sprung von 25.4% auf 18.8% einen besonders hohen Rückgang. Lediglich in der Hightech-Industrie ist der Anteil von 45.2% auf 49.3% angestiegen (Abbildung 3.10). Interessanterweise sehen wir hier die exakt umgekehrte Entwicklung der Vorperiode 2018-2020, wo ausser in der Hightech-Industrie die F&E-Aktivitäten im Inland in allen Teilsektoren gestiegen waren (Abbildung 3.11, Abbildung 3.12, Abbildung 3.13).

Abbildung 3.10: F&E-Aktivitäten Hightech-Industrie
Abbildung 3.11: F&E-Aktivitäten Lowtech-Industrie
Abbildung 3.12: F&E-Aktivitäten Moderne Dienstleistungen
Abbildung 3.13: F&E-Aktivitäten Traditionelle Dienstleistungen

Siehe Tabelle 10, Tabelle 12, Tabelle 14 und Tabelle 16 für die entsprechenden Daten.
Siehe Tabelle 11, Tabelle 13, Tabelle 15 und Tabelle 17 für die Standardfehler.

3.4.2 F&E-Ausgaben am Umsatz

In der Gesamtwirtschaft sehen wir beim Anteil der F&E-Ausgaben am Umsatz über den gesamten Zeitraum einen starken Anstieg. Seit der Periode 2016–2018 ist dieser aber konstant. In den vier Teilsektoren zeigt sich im Vergleich dazu ein heterogenes Bild. In der Hightech-Industrie bewegten sich die F&E-Ausgaben am Umsatz immer rund um die 4%-Marke (Abbildung 3.14); der Anteil der F&E-Ausgaben am Umsatz hat über die Zeit weder zu noch abgenommen und verblieb konstant auf einem im Vergleich zur Lowtech-Industrie hohen Niveau. In der Lowtech-Industrie sehen wir in der neusten Periode 2020-2022 einen starken Rückgang (Abbildung 3.15). Bei den Modernen Dientleistungen stellen wir nach einem starken Anstieg in den letzten drei Perioden einen klaren Rückgang fest (Abbildung 3.16). Die Modernen Dienstleistungen haben somit wieder einen niedrigeren Umsatzanteil der F&E-Ausgaben als die Hightech-Industrie. Im Gegensatz dazu zeigen die Traditionellen Dienstleistungen in der neuesten Periode 2020-2022 - nach einem stetigen Rückgang über einige Perioden hinweg - einen starken Anstieg und erreichen wieder das vergleichsweise hohe Niveau von 2010-2012. (Abbildung 3.17). Die konstante Entwicklung des Anteils der F&E-Ausgaben am Umsatz in der Gesamtwirtschaft hängt also mit der sich ausgleichenden Entwicklung dieses Indikators in den verschiedenen Teilsektoren zusammen. Die vergleichsweise starken Schwankungen in den Teilsektoren können damit zusammenhängen, dass in einigen Teilsektoren, wie z.B. den traditionellen Dienstleistungen, die Anzahl der F&E aktiven Unternehmen geringer ist. Deutliche Schwankungen in den Investitionsentscheidungen weniger Unternehmen in diesen Sektoren wirken sich dann stark auf den Sektordurchschnitt aus und führen zu den beobachtbaren Schwankungen.

F&E-Ausgaben am Umsatz in den Teilsektoren

Abbildung 3.14: F&E-Ausgaben Hightech-Industrie
Abbildung 3.15: F&E-Ausgaben Lowtech-Industrie
Abbildung 3.16: F&E-Ausgaben Moderne Dienstleistungen
Abbildung 3.17: F&E-Ausgaben Traditionelle Dienstleistungen

Siehe Tabelle 18, Tabelle 19, Tabelle 20 und Tabelle 21 für die entsprechenden Daten.

3.4.3 Innovationen

Wie die Gesamtwirtschaft verzeichnen in der neusten Periode 2018–2020 alle Teilsektoren einen Rückgang beim Anteil der Unternehmen mit Produkt- oder Prozessinnovationen. In der Lowtech-Industrie ist der Rückgang der Unternehmen mit Produkt- oder Prozessinnovationen besonders stark und erreicht mit 38.2% einen neuen Tiefstwert (Abbildung 3.19). Ähnlich sieht es bei der Hightech-Industrie aus (Abbildung 3.18). Die Hightech-Industrie weist aber nach wie vor den höchsten Anteil an Produkt- oder Prozessinnovatoren auf. Im Dienstleistungssektor bewegen sich die Modernen Dienstleistungen seitwärts (Abbildung 3.20), während die Traditionellen Dienstleistungen ebenfalls einen Abschwung verzeichnen (Abbildung 3.21). Über den gesamten Zeitraum betrachtet, sind die Rückgänge im Dienstleistungssektor aber weniger stark als in der Industrie.

Innovationen in den Teilsektoren

Abbildung 3.18: Innovationen Hightech-Industrie
Abbildung 3.19: Innovationen Lowtech-Industrie
Abbildung 3.20: Innovationen Moderne Dienstleistungen
Abbildung 3.21: Innovationen Traditionelle Dienstleistungen

Siehe Tabelle 22, Tabelle 23, Tabelle 24 und Tabelle 25 für die entsprechenden Daten.

3.4.4 Patente

In der Gesamtwirtschaft beobachten wir seit der Vorperiode 2020 eine flache Entwicklung des Anteils der Unternehmen mit Patenten. Im Gegensatz dazu sehen wir in der Hightech-Industrie und den Modernen Dienstleistungen eine leichte Aufwärtsbewegung und in der Lowtech-Industrie und den Traditionellen Dienstleistungen eine leichte Abwärtsbewegung. Betrachtet man die Teilsektoren, so fällt auf, wie viel höher der Anteil der Unternehmen mit Patenten in der Hightech-Industrie im Vergleich zu den anderen Teilsektoren ist. Die Unterschiede zwischen den Teilsektoren sind bei anderen Indikatoren wie dem Anteil der Unternehmen mit Innovationen viel geringer. Patente scheinen sich also primär in der Hightech-Industrie zum Schutz geistigen Eigentums eingesetzt zu werden, während die Unternehmen in den anderen Teilsektoren ihre Innovation anders schützen können oder müssen.

Patente in den Teilsektoren

Abbildung 3.22: Patente Hightech-Industrie
Abbildung 3.23: Patente Lowtech-Industrie
Abbildung 3.24: Patente Moderne Dienstleistungen
Abbildung 3.25: Patente Traditionelle Dienstleistungen

Siehe Tabelle 26, Tabelle 27, Tabelle 28 und Tabelle 29 für die entsprechenden Daten.

3.4.5 Umsätze mit innovativen Produkten und Dienstleistungen

Der Umsatzanteil der innovativen Produkte und Dienstleistungen ist in der Gesamtwirtschaft in der neusten Periode leicht gestiegen. Er befindet sich mit 31.1% im Bereich der langfristigen Schwankungsbreite, die zwischen 30% und 35% liegt. Während der Umsatzanteil mit Innovationen in der Hightech-Industrie (Abbildung 3.26) und den Traditionellen Dienstleistungen (Abbildung 3.29) leicht gesunken ist, stieg dieser in den Modernen Dienstleistungen (Abbildung 3.28) und der Lowtech-Industrie (Abbildung 3.27) klar an. Langfristig sehen wir in der Industrie eine stabile Entwicklung dieses Indikators, während er bei den Dienstleistungen leicht zurückgegangen ist.

Die innovativen Produkte und Dienstleistungen können in zwei Gruppen eingeteilt werden. Zum einen sind dies die radikaleren Innovationen, welche als Umsatzanteil der Produkte und Dienstleistungen «neu für den Markt» gemessen werden und zum anderen sind dies die eher inkrementellen Innovationen, welche durch den Umsatzanteil der Produkte und Dienstleistungen «neu für die Firma» gemessen werden. In der Gesamtwirtschaft ist der Umsatzanteil mit Innovationen neu für den Markt auf einen neuen Tiefststand gesunken. Mit Ausnhame der Traditionellen Dienstleistungen ist dieser in allen Teilsektoren gesunken. Gleichzeitig ist der Anteil der Innovationen neu für die Firma bis auf die Traditionellen Dienstleistungen in allen Teilsektoren leicht gestiegen.

Während wir beim Anteil der Unternehmen mit Produkt- bzw. Dienstleistungsinnovationen über die Zeit starke Veränderungen sehen, sehen wir bei den Umsatzanteilen mit innovativen Produkten und Dienstleistungen keine dementsprechenden Entwicklungen. Dies bedeutet, dass zwar die Anzahl der Produkt- und Dienstleistungsinnovatoren in der Gesamtwirtschaft zunimmt oder abnimmt, der durchschnittliche ökonomische Erfolg dieser Innovationen aber relativ konstant ist.

Abbildung 3.26: Umsatzanteil Innovationen Hightech-Industrie
Abbildung 3.27: Umsatzanteil Innovationen Lowtech-Industrie
Abbildung 3.28: Umsatzanteil Innovationen Moderne Dienstleistungen
Abbildung 3.29: Umsatzanteil Innovationen Traditionelle Dienstleistungen

Siehe Tabelle 30, Tabelle 31, Tabelle 32 und Tabelle 33 für die entsprechenden Daten.

3.4.6 Kostenreduktionen

Der Anteil der Unternehmen mit Kostenreduktionen durch Prozessinnovationen hat in der Gesamtwirtschaft in der neusten Periode 2020–2022 nach einem historischen Tiefststand in der Vorperiode wieder zugenommen. Bis auf die Lowtech-Industrie (Abbildung 3.31) sehen wir diese Entwicklung auch in den Teilsektoren. Auffällig ist der wiederholte Anstieg in der Hightech-Industrie (Abbildung 3.30). Der Anteil der Kostenreduktionen an den Produktionskosten hat sich in den Teilsektoren im Gleichschritt mit dem Anteil der Unternehmen mit Kostenreduktionen durch Prozessinnovationen entwickelt. Der Kostendruck hat nach einer längeren Phase der Entspannung durch Faktoren wie zum Beispiel die Corona-Pandemie wieder deutlich zugenommen und die Unternehmen haben entsprechend reagiert. Besonders stark waren die prozessinnovationsbedingten Kosteneinsparungen im Dienstleistungssektor: Bei den Traditionellen Dienstleistungen stiegen die durchschnittlichen Produktionskosteneinsparungen von 1 % auf 2 % (Abbildung 3.33) und bei den Modernen Dienstleistungen von 2.3 % auf 3.3 % (Abbildung 3.32).

Kostenreduktionen in den Teilsektoren

Abbildung 3.30: Kostenreduktion Hightech-Industrie
Abbildung 3.31: Kostenreduktion Lowtech-Industrie
Abbildung 3.32: Kostenreduktion Moderne Dienstleistungen
Abbildung 3.33: Kostenreduktion Traditionelle Dienstleistungen

Siehe Tabelle 34, Tabelle 35, Tabelle 36 und Tabelle 37 für die entsprechenden Daten.

3.5 Unternehmensgrösse

3.5.1 F&E-Aktivitäten

Die kleinen Unternehmen mit weniger als 50 Beschäftigten zeigen beim Anteil der Unternehmen mit F&E-Aktivitäten über die gesamte Beobachtungsperiode einen ähnlichen Rückgang wie die Gesamtwirtschaft, jedoch auf niedrigerem Niveau (Abbildung 3.34). Die mittleren Unternehmen mit 50–100 Beschäftigten bewegen sich beim Anteil der Unternehmen mit F&E-Aktivitäten bereits auf einem deutlich höheren Niveau (Abbildung 3.35). Der Rückgang des Anteils der F&E-Aktivitäten ist in dieser Kategorie von Unternehmen über den gesamten Beobachtungszeitraum besonders stark ausgeprägt. In den neusten zwei Perioden nahm der Anteil der Unternehmen mit F&E-Aktivitäten jedoch stark zu. Die mittleren Unternehmen mit 100–250 Beschäftigten bewegten sich zu Beginn der Beobachtungsperiode ähnlich wie die Unternehmen mit 50–100 Beschäftigten. Seit 2009-2011 befinden sich die mittleren Unternehmen mit 100-250 Beschäftigten jedoch auf einem höheren Niveau, sind aber auch stärkeren idiosynkratischen Schwankungen unterworfen (Abbildung 3.36). In der neuesten Periode steigt der F&E-Anteil für die Unternehmensgrössenklasse 50-100 Beschäftigte ebenfalls deutlich an und liegt leicht unter dem Niveau der Unternehmensgrössenklasse 100-250 Beschäftigte. Die Grossunternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten bewegen sich beim Anteil der Unternehmen mit F&E-Aktivitäten auf einem deutlich höheren Niveau als die beiden mittleren Unternehmensgrössenklassen (Abbildung 3.37). Der F&E-Anteil der Grossunternehmen schwankte seit 2003-2005 immer zwischen 40% und 50%. In der neuesten Periode 2020-2022 sinkt die F&E-Quote leicht und liegt etwas unterhalb der historischen Schwankungsbreite.

F&E-Aktivitäten nach Unternehmensgrösse

Abbildung 3.34: F&E Unternehmen mit <50 Beschäftigten
Abbildung 3.35: F&E Unternehmen mit 50-100 Beschäftigten
Abbildung 3.36: F&E Unternehmen mit 100-250 Beschäftigten
Abbildung 3.37: F&E Unternehmen mit >250 Beschäftigten

Siehe Tabelle 38, Tabelle 40, Tabelle 42 und Tabelle 44 für die entsprechenden Daten.
Siehe Tabelle 39, Tabelle 41, Tabelle 43 und Tabelle 45 für die Standardfehler.

3.5.2 F&E-Ausgaben am Umsatz

In der Gesamtwirtschaft sehen wir beim Umsatzanteil der F&E-Ausgaben innovativer Unternehmen über den gesamten Beobachtungszeitraum betrachtet einen starken Anstieg von 1.3% auf 2.4%. In den letzten zwei Perioden ist dieser jedoch konstant geblieben. Im Gegensatz dazu nehmen die F&E-Ausgaben am Umsatz bei den mittleren Unternehmen mit 50-100 Beschäftigten (Abbildung 3.39) und denjenigen mit 100-150 Beschäftigten (Abbildung 3.40) klar zu, während die kleinen (Abbildung 3.38) und die grossen Unternehmen (Abbildung 3.41) einen Rückgang verzeichnen. Auffallend ist, dass bei den kleinen und mittleren Unternehmen über den gesamten Beobachtungszeitraum ein Anstieg der F&E-Ausgaben am Umsatz zu sehen ist, während diese bei den grossen Unternehmen zuerst stark angestiegen, danach jedoch stark gesunken sind.

Der starke Rückgang des Umsatzanteils der F&E-Ausgaben bei den grossen Unternehmen wirkt auf den ersten Blick überraschend, kann jedoch durch folgende Umstände zumindest teilweise erklärt werden. Grosse F&E-aktive Unternehmen haben hohe F&E-Budgets, die vor allem aus internen Mitteln stammen. Der Corona-Schock zu Beginn des Jahres 2020 hat besonders grosse Unternehmen dazu veranlasst, die F&E-Mittel zu reduzieren, um die erwarteten Ertragseinbussen teilweise auszugleichen. Diese Gruppe von Unternehmen hat hierbei deutlich grössere Spielräume. Sie können die F&E Budgets zurückfahren, indem sie beispielsweise Projekte verschieben oder vorübergehend weniger investieren, ohne diese ganz einstellen zu müssen bzw. aus der F&E auszusteigen. Kleine Unternehmen können sich wesentliche Verzögerungen bei den F&E-Projekten oftmals nicht leisten und stünden bei deutlichen F&E-Ausgabenkürzungen vor dem Entscheid, ganz aus der F&E auszusteigen. Letztlich hatte sich jedoch gezeigt, dass der grosse Umsatzeinbruch im Jahre 2020 besonders bei den grossen Unternehmen ausgeblieben ist. Somit trafen die starken F&E-Kürzungen bei den grossen Unternehmen auf konstante bzw. teilweise sogar steigende Umsätze, was zu einem starken Rückgang dieses Indikators geführt hat. Eine Studie der KOF zeigt, dass sich die Umsatzerwartungen im Laufe des Jahres 2020 zunehmend verbessert hatten (siehe Abberger und Mühlebach 2022). Da sich auf niedrige Niveau der Anteil der F&E-Ausgaben am Umsatz in der neuesten Periode abermals gesunken ist, können wir davon ausgehen, dass diese Reduktionen des Umsatzanteils der F&E-Ausgaben bei den grossen Unternehmen einen längerfristigen Einfluss hatten.

Interessanterweise bewegen sich in der neusten Periode 2020-2022 der Anteil der Unternehmen mit F&E-Aktivitäten und der Anteil der F&E-Ausgaben am Umsatz im Gleichschritt. Während bei den mittleren Unternehmen beide Indikatoren angestiegen sind, sind diese bei den kleinen und grossen Unternehmen gesunken. Diese gleichmässige Bewegung impliziert, dass die Konzentration von mehr F&E-Ausgaben auf immer weniger Unternehmen somit aufgeteilt nach Grössenklassen ein Ende gefunden hat. Die F&E-Ausgaben verteilen sich nicht mehr auf immer weniger Unternehmen. Die Auswertung nach Teilsektoren ergibt daher für die letzten Perioden ein differenzierteres Bild hinsichtlich der Konzentrationsmuster der F&E-Aktivitäten. Diese sind in den einzelnen Teilsektoren sehr unterschiedlich, so dass ggf. auch differenzierte Maßnahmen von Seiten der Wirtschaftspolitik erforderlich sind.

F&E-Ausgaben am Umsatz nach Unternehmensgrösse

Abbildung 3.38: F&E-Ausgaben Unternehmen mit <50 Beschäftigten
Abbildung 3.39: F&E-Ausgaben Unternehmen mit 50-100 Beschäftigten
Abbildung 3.40: F&E-Ausgaben Unternehmen mit 100-250 Beschäftigten
Abbildung 3.41: F&E-Ausgaben Unternehmen mit >250 Beschäftigten

Siehe Tabelle 46, Tabelle 47, Tabelle 48 und Tabelle 49 für die entsprechenden Daten.

3.5.3 Innovationen

In der Gesamtwirtschaft hat der Anteil der Unternehmen mit Produkt- oder Prozessinnovationen nach einem zweimaligen Anstieg in der neusten Periode 2020-2022 abgenommen. Bei den kleinen Unternehmen sehen wir die gleiche Entwicklung (Abbildung 3.42). Bei den mittleren (Abbildung 3.43, Abbildung 3.44) und den grossen Unternehmen (Abbildung 3.45) sehen wir im Gegensatz dazu einen Anstieg. Der Rückgang des Anteils der Innovatoren in der Gesamtwirtschaft ist also ausschliesslich von den kleinen Unternehmen mit weniger als 50 Beschäftige getrieben. Bei den mittelgrossen Unternehmen ist die Aufwärtsbewegung am aktuellen Rand durch den Anteil der Unternehmen mit Prozessinnovationen getrieben. Dieser zeigt erstmals höhere Werte als der Anteil der Unternehmen mit Produktinnovationen. Bei den kleinen und grossen Unternehmen hingegen bewegen sich die beiden Anteile im Einklang.

Innovationen nach Unternehmensgrösse

Abbildung 3.42: Innovationen Unternehmen mit <50 Beschäftigten
Abbildung 3.43: Innovationen Unternehmen mit 50-100 Beschäftigten
Abbildung 3.44: Innovationen Unternehmen mit 100-250 Beschäftigten
Abbildung 3.45: Innovationen Unternehmen mit >250 Beschäftigten

Siehe Tabelle 50, Tabelle 51, Tabelle 52 und Tabelle 53 für die entsprechenden Daten.

3.5.4 Patente

In der Gesamtwirtschaft ist der Anteil der Unternehmen mit Patenten in den letzten zwei Beobachtungsperioden konstant bei 2.7% geblieben. Bei den Grössenklassen sehen wir diese konstante Entwicklung nur bei den kleinen Unternehmen (Abbildung 3.46) und auf höherem Niveau den mittleren Unternehmen mit 50-100 Beschäftigten (Abbildung 3.47). Im Gegensatz dazu sehen wir in der neusten Beobachtungsperiode 2020-2022 bei den mittleren Unternehmen mit 100-250 Beschäftigten eine Aufwärtsbewegung (Abbildung 3.48) und bei den grossen Unternehmen eine Abwärtsbewegung (Abbildung 3.49). Über den gesamten Beobachtungszeitraum bewegte sich der Anteil der Unternehmen mit Patenten bei den kleinen Unternehmen auf einem sehr tiefen Niveau von 2–3%. Bei den mittleren Unternehmen mit 50–100 und 100–250 Beschäftigten ist der Anteil mit 5% bzw. 10% deutlich höher. Trotz des Rückgangs bei den grossen Unternehmen zeigen diese mit 13.4% immer noch den höchsten Anteil der Unternehmen mit Patenten.

Patente nach Unternehmensgrösse

Abbildung 3.46: Patente Unternehmen mit <50 Beschäftigten
Abbildung 3.47: Patente Unternehmen mit 50-100 Beschäftigten
Abbildung 3.48: Patente Unternehmen mit 100-250 Beschäftigten
Abbildung 3.49: Patente Unternehmen mit >250 Beschäftigten

Siehe Tabelle 54, Tabelle 55, Tabelle 56 und Tabelle 57 für die entsprechenden Daten.

3.5.5 Umsätze mit innovativen Produkten und Dienstleistungen

Der Umsatzanteil mit innovativen Produkten und Dienstleistungen ist in der Gesamtwirtschaft in der neusten Periode 2020–2022 leicht gestiegen. Er bewegt sich mit 31.1% am unteren Rand seiner langfristigen Schwankungsbreite, welche von 30% bis 35% reicht. Bei den vier Grössenklassen sehen wir in 2020–2022 einzig bei den kleinen Unternehmen mit weniger als 50 Beschäftigten einen Anstieg des Umsatzanteils mit innovativen Produkten und Dienstleistungen (Abbildung 3.50). In den anderen drei Grössenklassen sehen wir hingegen einen Rückgang des Umsatzanteils mit innovativen Produkten und Dienstleistungen (Abbildung 3.51, Abbildung 3.52, Abbildung 3.53). Ähnlich wie in der Gesamtwirtschaft fluktuieren die Umsatzanteile langfristig in allen vier Grössenklassen immer zwischen 25% und 35%.

Der Umsatzanteil «neu für den Markt» ist in der neusten Periode in allen vier Grössenklassen weiter leicht gesunken. Seit 2012 beobachten wir in allen Kategorien eine Abnahme dieses Indikators. Der Umsatzanteil «neu für den Markt» ist ein wichtiger Indikator für den Markterfolg radikaler Innovationen. Dass dieser seit 2012 abgenommen hat, ist eine Entwicklung, welche man im Auge behalten sollte. Eine Verschlechterung dieses Indikators könnte auf ein längerfristig niedrigeres Innovationspotential der Wirtschaft hindeuten. Dies bedeutet, dass die Anreize für riskantere, weiterführende Innovationsanstrengungen fehlen bzw. die kommerziellen Erfolge dieser Anstrengungen oftmals ausbleiben. Längerfristig könnte das zu einer schleichenden Erosion der Wissensbasis führen. Der Umsatzanteil «neu für die Firma» bewegte sich in allen Grössenklassen parallel zum Umsatzanteil innovativer Produkte und Dienstleistungen, ist jedoch im Verhältnis zum Umsatzanteil «neu für den Markt» leicht gestiegen.

Umsätze mit innovativen Produkten und Dienstleistungen nach Unternehmensgrösse

Abbildung 3.50: Umsatzanteil Innovationen Unternehmen mit <50 Beschäftigten
Abbildung 3.51: Umsatzanteil Innovationen Unternehmen mit 50-100 Beschäftigten
Abbildung 3.52: Umsatzanteil Innovationen Unternehmen mit 100-250 Beschäftigten
Abbildung 3.53: Umsatzanteil Innovationen Unternehmen mit >250 Beschäftigten

Siehe Tabelle 58, Tabelle 59, Tabelle 60 und Tabelle 61 für die entsprechenden Daten.

3.5.6 Kostenreduktionen

In der Gesamtwirtschaft ist der Anteil der Unternehmen mit Kosteneinsparungen durch Prozessinnovationen nach einem historischen Tiefsstand in der Vorperiode in der neusten Periode 2020-2022 angestiegen. Ein ähnliches Bild sehen wir bei den kleinen Unternehmen mit weniger als 50 Beschäftigten (Abbildung 3.54) sowie bei den mittleren Unternehmen mit 50–100 Beschäftigten (Abbildung 3.55). Bei den mittleren Unternehmen mit 100-250 Beschäftigten (Abbildung 3.56) und bei den grossen Unternehmen (Abbildung 3.57) hingegen beobachten wir eine weiter Abnahme. Im Gegensatz zur Gesamtwirtschaft scheint sich der Kostendruck für die grösseren Unternehmen weiter entspannt zu haben. Die Einsparungen, welche 2012–2016 über die Prozessinnovationen vorgenommen wurden, scheinen bei den grösseren Unternehmen einen länger anhaltenden Effekt gehabt zu haben bzw. scheinen Kostensenkungsspielräume ausgeschöpft worden zu sein und Prozessinnovationen vor allem zu Qualitätsverbesserungen und Mengenausweiterungen geführt zu haben.

Der Anteil der Kostenreduktionen an den Produktionskosten zeigt in der neusten Beobachtungsperiode 2020-2022 die gleiche Entwicklung wie der Anteil der Unternehmen mit Kosteneinsparungen durch Prozessinnovationen. Bei den kleinen Unternehmen und den mittleren Unternehmen mit 50-100 Beschäftigten ist er angestiegen, während er bei den mittleren Unternehmen mit 100-250 Beschäftigten weiter gesunken ist. Bei den grossen Unternehmen fällt er in der neusten Periode 2020–2022 mit 1.1% auf einen historischen Tiefststand. Die Prozessinnovationen haben in ihrer Effektivität die Produktionskosten zu senken also abgenommen.

Kostenreduktionen nach Unternehmensgrösse

Abbildung 3.54: Kostenreduktionen Unternehmen mit <50 Beschäftigten
Abbildung 3.55: Kostenreduktionen Unternehmen mit 50-100 Beschäftigten
Abbildung 3.56: Kostenreduktionen Unternehmen mit 100-250 Beschäftigten
Abbildung 3.57: Kostenreduktionen Unternehmen mit >250 Beschäftigten

Siehe Tabelle 62, Tabelle 63, Tabelle 64 und Tabelle 65 für die entsprechenden Daten.

3.6 Internationaler Vergleich

Die endgültigen Zahlen von EUROSTAT zu den Innovationsaktivitäten der EU-Mitgliedsländern liegen derzeit noch nicht vor. Deshalb kann der internationale Vergleich für die aktuelle Untersuchungsperiode 2021–2022 noch nicht durchgeführt werden. Der internationale Vergleich wird nach dem Vorliegen der endgültigen EUROSTAT Daten voraussichtlich im Frühjahr 2025 publiziert.