6  Open Innovation

Die Integration von Wissen externer Akteure in den Innovationsprozess ist eine wichtige strategische Entscheidung von Unternehmen, um ihre Innovationsleistung potenziell zu steigern. Diese Form des Öffnen der Innovationsprozesse wird als “Open Innovation” bezeichnet. Fragen rund um «Open Innovation» beschäftigen jedoch nicht nur die Privatwirtschaft, sondern zunehmend auch die Wirtschaftspolitik, da die positiven Externalitäten, welche sich aus der Öffnung der Innovationsprozesse ergeben, der gesamten Wirtschaft zugutekommen können. Besonders für die Bildung von sogenannen “Ecosystems” ist “Open Innovation” ein wichtiger Faktor. Aus der Innovationsumfrage lassen sich zwei Indikatoren zur Messung der Offenheit der Innovationsprozesse der Unternehmen ableiten: die unternehmensexternen Wissensquellen und die F&E-Kooperationen.

6.1 Die Bedeutung externer Wissensquellen

Die Bedeutung der externen Wissensquellen für die Innovationstätigkeit der Unternehmen ist in Abbildung 6.1 dargestellt. Die wichtigsten Wissensquellen sind mit grossem Abstand die Lieferanten von Material und Software sowie die Kunden. Danach folgen die Konkurrenten an vierter Stelle. Die vertikale Zusammenarbeit von Unternehmen mit Kunden und Materiallieferanten ist daher eine wichtigere Wissensquelle im Innovationsprozess als die Wettbewerber und damit möglicherweise auch die Imitation von Produkten und Dienstleistungen der Wettbewerber. In Abbildung 6.2 sind die externen Wissensquellen innerhalb der innovierenden Unternehmen dargestellt. Die Wissensquellen sind wenig überraschend wichtiger für innovative als für nicht innovative Unternehmen. Die Reihung der Wissensquellen ist jedoch ähnlich. Auffallend ist, dass Computergestützte Informationsnetze hier noch häufiger als sehr wichtig erachtet werden als die Konkurrenten.

Abbildung 6.1: Vergleich Wissensquellen
Abbildung 6.2: Vergleich Wissensquellen - innovierende Unternehmen

Siehe Tabelle 80 und Tabelle 81 für die entsprechenden Daten.

Die Abbildung 6.3, Abbildung 6.4 und Abbildung 6.5 zeigen den Verlauf der externen Wissensquellen über die Zeitperiode 2014–2022. Die Wissensquellen sind dabei nach den Kategorien andere Unternehmen, Hochschulen und Beratung sowie freie Information gruppiert. Abbildung 6.3 zeigt klar, dass die Kunden und die Lieferanten von Material in allen Umfragen konstant die mit Abstand wichtigsten externen Wissensquellen waren. Im Zeitablauf in ihrer Bedeutung stark angestiegen sind die Lieferanten von Software. In der neusten Periode sind diese auf einem gleich hohen Niveau wie die Kunden und die Lieferanten von Material. Die Wissensquellen Konkurrenten, Lieferanten von Investitionsgüter und Firmen des gleichen Konzerns blieben über die Zeit relativ konstant, waren jedoch immer deutlich weniger wichtig als die anderen Wissensquellen. Aus Abbildung 6.4 wird ersichtlich, dass die externen Wissensquellen der Kategorie Hochschulen und Beratung deutlich weniger wichtig sind als die externen Wissensquellen der Kategorie andere Unternehmen. Die im Vergleich tiefe Bedeutung dieser Wissensquellen liegt daran, dass nicht alle Unternehmen Produkte oder Dienstleistungen haben, die sich für eine Zusammenarbeit mit Hochschulen und Beratungsfirmen eignen. Im Gegensatz dazu hat jedes Unternehmen Kunden oder Lieferanten, mit welchen es zusammenarbeiten kann. Gegeben einer Zusammenarbeit kann der Einfluss von Hochschulen jedoch denjenigen von Kunden oder Lieferanten weit übertreffen. Abbildung 6.5 führt die externen Wissensquellen Konferenzen/Fachliteratur, Messen/Ausstellungen und computergesteuerte Informationsnetze auf. Die Bedeutung dieser Kategorie freie Information liegt zwischen der Kategorie andere Unternehmen und der Kategorie Hochschule und Beratung. Die einzelnen Wissensquellen verlaufen über die Zeit aber auch relativ konstant. Auffallend ist wie wenig wichtig Patentschriften sind. Die allermeisten Unternehmen basieren ihre Innovationen nicht auf Patenten. Die im Vergleich wenigen Unternehmen, die Patente nutzen, sind jedoch die wertschöpfungsintensiven Unternehmen der Hightech-Industrie, welche zentrale Akteure der Wirtschaft darstellen. Auch diese Wissensquelle Patentschriften hat also ihre Bedeutung, allerdings deutlich selektiver als die anderen Wissensquellen.

Abbildung 6.3: Wissensquellen andere Unternehmen
Abbildung 6.4: Wissensquellen Hochschulen und Beratung
Abbildung 6.5: Wissensquellen Freie Information

Siehe Tabelle 82, Tabelle 83 und Tabelle 84 für die entsprechenden Daten.

6.2 F&E Kooperationen

Der Anteil der Unternehmen mit F&E-Kooperationen ist in Abbildung 6.6 dargestellt. Während dieser Anteil von 2010-2012 bis 2016–2018 praktisch konstant bei ca. 35% geblieben ist, hat dieser in der letzten Periode stark abgenommen. Dies gilt für den Anteil der Unternehmen mit F&E-Kooperationen in der Schweiz, aber auch für F&E-Koperationen im Ausland. Dies kann mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie zusammenhängen. F&E-Kooperationen basieren auf dem engen Kontakt der Unternehmen mit verschiedenen Partnern, der während dieser Beobachtungsperiode eingeschränkt war. Die internationalen F&E-Kooperationen sind jedoch schon seit der Periode 2014-2016 stark rückläufig.

Abbildung 6.7 zeigt die Entwicklung der spezifischen F&E-Kooperationspartner über die Zeit. Die ETH/Uni/FH sind in der neuesten Beobachtungsperiode der wichtigste F&E-Kooperationspartner. Danach folgen mit jeweils sehr ähnlichen Werten Zulieferer, Firmen anderer Industrien, sowie Kunden. Im Vergleich weniger wichtig sind Firmen anderer Industrien, Firmen desselben Konzerns, sowie andere Forschungseinrichtungen. Die F&E-Kooperationen mit Hochschulen sind nur seit 2016–2018 abgebildet. Seit dieser Periode wird dieser Indikator über die drei separaten Indikatoren F&E-Kooperationen mit ETH/EPFL, Universitäten und Fachhochschulen abgefragt. Diese drei sind in Abbildung Abbildung 6.8 separat dargestellt. Auffallend ist hier die Bedeutung der Fachhochschulen, die fast doppelt so häufig als F&E-Kooperationspartner genannt werden wie Universitäten oder ETH/EPFL.

Abbildung 6.6: F&E-Kooperationen allgemein
Abbildung 6.7: F&E-Kooperationspartner
Abbildung 6.8: F&E-Kooperationspartner – Hochschulen
Abbildung 6.9: F&E-Kooperationspartner – Hochschulen (aggregiert)

Siehe Tabelle 85, Tabelle 86, Tabelle 87 und Tabelle 88 für die entsprechenden Daten.

Die Abbildungen Abbildung 6.10 und Abbildung 6.11 schlüsseln die F&E-Kooperationspartner für die neueste Periode 2020–2022 nach Sektoren und Grössenklassen auf. F&E-Kooperation sind in der Industrie mit den meisten Partnerntypen deutlich wichtiger als bei den Dienstleistungen. Die Ausnahme davon bilden “Firmen desselben Konzerns”, “Firmen anderer Industries”, und “Firmen derselben Industrie”. Gleichermassen sind F&E-Kooperationen für grosse Unternehmen mit den meisten Partnertypen deutlich wichtiger als für kleine und mittlere Unternehmen. Ausnahmen sind die Fachhochschulen und “Firmen anderer Industrien”, wo kleine und mittlere Unternehmen häufiger F&E-Kooperationen aufweisen als grosse Unternehmen. “Firmen desselben Konzerns” wird von den mittleren Unternehmen am häufigsten als F&E-Kooperationspartner angebeben, gefolgt von grossen und kleinen Unternehmen. Diese Zahlen geben natürlich einen Hinweis auf die Bedeutung der Partnertypen für die jeweiligen Unternehmensaggregate, sie werden aber auch von hier nicht beobachteten Faktoren wie der Organisationsstruktur eines Unternehmens/Konzerns oder der räumlichen Nähe bzw. Häufigkeit von Institutionen beeinflusst.

Abbildung 6.10: F&E-Kooperationspartner Sektoren
Abbildung 6.11: F&E-Kooperationspartner Unternehmensgrösse

Siehe Tabelle 89 und Tabelle 90 für entsprechenden die Daten.